Kreissägeblätter
Kreissägeblätter sind die Arbeitswerkzeuge der Kreissäge. Die Eigenschaften der Kreissägeblätter bestimmen Arbeitsfortschritt, Schnittqualität und Standzeit für den jeweiligen zu bearbeitenden Werkstoff. Die folgenden Kriterien bestimmen die wesentlichen Eigenschaften von Kreissägeblättern für handgeführte Kreissägen. Daneben gibt es für spezielle Anwendungsfälle entsprechende Sonderlösungen.
Sägeblattwerkstoff
Bei Sägeblättern für handgeführte Kreissägen haben sich im Wesentlichen zwei Werkstofftypen durchgesetzt:
CV-Sägeblätter bestehen aus einem Stück. Stammblatt und Zähne sind also aus demselben Material. Die Zähne werden geschränkt, dann gehärtet und geschliffen. CV-Stahl gestattet auf Grund seiner Elastizität sehr scharf geschliffene Zähne mit hoher Aggressivität. Der Einsatzbereich von CV-Blättern ist dort, wo eine hohe Schnittqualität in weichem Holz gewünscht wird. Werden CV-Blätter nicht regelmäßig nachgeschärft, dann wird wegen der erhöhten Reibung der abgestumpften Zähne das Sägeblatt durch "Ausglühen" der Zahnspitzen unbrauchbar. Auf Grund der geringen Standzeit bei Harthölzern und bei Verbundwerkstoffen werden CV-Blätter nur noch wenig eingesetzt.
HM-Blätter
Bei sogenannten Hartmetall-(HM-)Blättern werden auf das Stammblatt Hartmetallplättchen als Zähne hart aufgelötet. Die Hartmetallzähne sind hochhitzebeständig und bleiben lange scharf, haben also eine hohe Standzeit, speziell bei Harthölzern und Verbundwerkstoffen, welche den Mehrpreis gegenüber dem CV-Blatt mehr als wett macht. Diese Eigenschaften haben dazu geführt, dass das HM-Blatt das CV-Blatt bei handgeführten Kreissägen fast vollständig vom Markt verdrängt hat.
Zähnezahl
Die Anzahl der Zähne bestimmt bei einem Kreissägeblatt wesentlich die Schnittqualität und die notwendigen Vorschubkräfte. Die Zähnezahl muss stets im Verhältnis zum Durchmesser des Sägeblattes gesehen werden.
Geringe Zähnezahl
Zwischen den einzelnen Zähnen sind große Lücken, in denen lange Späne sehr gut aus dem Sägeschnitt herausgefördert werden. Dadurch neigt das Sägeblatt mit wenigen Zähnen auch weniger zum Verstopfen. Aus diesem Grunde verwendet man Sägeblätter mit wenigen, aber großen Zähnen vorzugsweise für Schnitte längs zur Faser (Längsschnitte). Die Schnittqualität ist relativ rau.
Hohe Zähnezahl
Eine hohe Zähnezahl ermöglicht eine sehr gute Schnittqualität, insbesondere bei Schnitten quer zur Faser (Querschnitte). Bei Schnitten längs der Faser neigen solche Blätter jedoch zum Verstopfen, auch ist eine hohe Vorschubkraft nötig.
Sehr hohe Zähnezahl
Sägeblätter mit sehr hoher Zähnezahl (Feinschnittblätter) werden in erster Linie für Sonderzwecke eingesetzt, wo es auf sehr hohe Schnittqualität, hauptsächlich bei dünnen Werkstoffen (Sperrholz) ankommt. Für Längsschnitte sind die Sägeblätter untauglich. Blätter mit sehr hohen Zähnezahlen lassen sich in der Regel nur in der CV-Technik realisieren.
Freischnitt
Der sogenannte Freischnitt ist nötig, damit das Sägeblatt im Sägeschnitt nicht klemmt. Die Geometrie der Zähne ist so gestaltet, dass der Sägeschnitt etwas breiter als die Stammblattdicke ist. Dadurch erfährt das Stammblatt im Werkstoff keine Reibung. In der Praxis erreicht man den Freischnitt durch die sogenannte Schränkung oder durch entsprechende Zahnbreite.
Schränkung
Bei der Schränkung sind die Zahnspitzen nach außen gebogen und werden dann geschliffen. Die Zähne werden an der Außenflanke im Bereich der Spitzen sehr stark beansprucht und neigen deshalb bei CV-Blättern sehr schnell zur Abstumpfung und Überhitzung.
Zahnbreite
Bei HM-Blättern ist das Hartmetallplättchen etwas breiter geschliffen als das Stammblatt und erzeugt dadurch den entsprechenden Freischnitt. Die Standzeit solcher Zähne ist wesentlich höher als bei geschränkten Zähnen.
Zahnformen
Die Zahnform beeinflusst neben der Standzeit vor allem die Schnittqualität.
Geschränkte Zähne (CV), Bild 1
Hohe Schnittqualität, weil die CV-Zähne sehr scharf geschliffen werden können. Wegen der hohen Belastung der Zahnspitzen jedoch nur geringe Standzeit. Für Hartholz und Verbundwerkstoffe ungeeignet.
Flachzahn (HM), Bild 2
Kostengünstige Zahnform mit Allroundeigenschaften. Bei geringer Zähnezahl gute Schnittleistung in spröden Werkstoffen wie Spanplatten. Schnittqualität eher grob und rauer Lauf.
Wechselzahn (HM), Bild 3
Durch wechselseitigen Schliff sind die einzelnen Zähne weniger stark belastet. Man erreicht dadurch hohe Standzeit und ruhigen Lauf. Die ausgeprägten Spitzen der Zähne ergeben eine hohe Schnittqualität. Wechselzahnblätter werden vorzugsweise bei Hölzern aller Art verwendet, sind aber empfindlich gegenüber
Fremdkörpern wie z. B. Nägel.
Trapez-Flachzahn (HM), Bild 4
Die wechselnd angeordneten Zähne mit Trapez- bzw. Flachprofil ergeben eine sehr gute, auf den HM-Werkstoff abgestimmte Lastverteilung. Die Zähne sind daher sehr robust und erreichen eine hohe Standzeit bei guter Schnittqualität. Besonders gut geeignet für harte Werkstoffe. Relativ unempfindlich gegenüber Fremdkörpern wie z.B. Nägel. Schnitte in NE-Metallen möglich.
Zahnstellung
Die Zahnstellung beeinflusst nachhaltig die Aggressivität des Kreissägeblattes. Sie muss deshalb auf den Werkstoff und die Bearbeitungsart abgestimmt sein.
Positive Zahnstellung
"Typische" Zahnstellung für den Werkstoff Holz. Der Zahn "greift" in den Werkstoff ein und übernimmt damit einen Teil der Vorschubarbeit. Die Belastung der Zahnspitze ist jedoch hoch. Beim Auftreffen auf Fremdkörper (z. B. Nägel) oder Metall kommt es in der Regel zu Zahnbrüchen. Die dazu passende Zahnform ist meistens der geschränkte Zahn, Flachzahn oder Wechselzahn.
Neutrale Zahnstellung
Hier verteilt sich die Belastung beim Eintritt in den Werkstoff auf die gesamte Zahnvorderkante, es entstehen also keine übermäßigen Spitzenbelastungen. Die Vorschubarbeit wird durch diese Zahnform nicht unterstützt, es sind also höhere Vorschubkräfte nötig. Bei Auftreffen auf Fremdkörper verhält sich der Zahn robust. Für die Anwendung in Metall geeignet. Anwendungen zusammen mit Trapez-Flachzahnform.
Negative Zahnstellung
Zahnstellung für spezielle Anwendungen im Stationärbereich. Der Zahn stößt sich vom Material ab. Bei handgeführter Anwendung besteht Rückschlaggefahr. Bei stationärer Anwendung wird der Werkstoff gegen die Anschläge gedrückt (Kappsägen).
Spantiefenbegrenzung
Unter Spantiefe versteht man in diesem Fall die maximale Spandicke, die ein einzelner Zahn auf seinem Weg durch den Werkstoff abträgt.
Bei weichen Werkstoffen (Holz) kann die Spantiefe mehrere Millimeter betragen, ohne dass der Zahn bzw. die gesamte Kreissäge überlastet wird.
Bei harten Werkstoffen (Metall) ist es oft erforderlich, die maximale Spantiefe auf wenige Zehntelmillimeter zu begrenzen. Mit der Begrenzung der Spantiefe begrenzt man bei gleicher Drehzahl und Zähnezahl auch den Arbeitsfortschritt.
A: geringe Zähnezahl - große Spanlücke
B: hohe Zähnezahl - kleine Spanlücke
C: sehr hohe Zähnezahl
A: geschränktes Blatt
B: HM-Blatt
1 Material
2 Zahnbreite
3 geschränkte Zähne
4 HM-Zähne
5 Stammblatt
6 Freischnitt
7 Stammblattdicke
1 Hohe Spitzenbelastung bei geschränkten Zähnen
2 hohe Flächenbelastung beim Flachzahn
3 Wechselzähne teilen sich die Belastung
4 Belastungsverteilung beim Trapez-/Flachzahn
Stellung zur Metallachse | Belastung beim Auftreffen auf einen Nagel |
1 Bohrung (Mittelachse)
2 Stammblatt
3 Zahn
4 Positive Zahnstellung
5 hohe Spitzenbelastung
6 Nagel wird in das Sägeblatt "gezogen"
Stellung zur Metallachse | Belastung beim Auftreffen auf einen Nagel |
1 Bohrung (Mittelachse)
2 Stammblatt
3 Zahn
4 Negative Zahnstellung
5 Flächenbelastung
6 Fremdkörper wird "weggedrückt"
Stellung zur Metallachse | Belastung beim Auftreffen auf einen Nagel |
1 Bohrung (Mittelachse)
2 Stammblatt
3 Zahn
4 Negative Zahnstellung
5 Flächenbelastung
6 Fremdkörper wird nach aussen gedrückt
A Spantiefe groß (für Holz)
B Spantiefe klein (für Metall)
1 mögliche Spantiefe
2 Spantiefenbegrenzung