Schleifpapier
Schleifpapier, populär auch als Sandpapier und, technisch richtig, als "Schleifmittel auf Unterlage" bezeichnet, hat durch innovative Weiterentwicklung eine erhebliche Spezialisierung und Optimierung erfahren. Qualitätsentscheidend sind dabei das Material des Schleifkornes, die Eigenschaften der Unterlage und die Zusammensetzung des Bindemittels, welches die Schleifkörner mit der Unterlage verbindet. Zusätze verbessern wesentlich die Standzeit bei speziellen Werkstoffen.
Schleifmittelmaterial
Siliciumcarbid (SiC)
SiC besteht zu ca. 60 % aus Quarzsand und ca. 40 % aus Petrolkoks. Bei 1900 - 2200 °C kristallisieren die Komponenten zu SiC. Zusätze von Sägemehl und Kochsalz fördern die Reinheit des Prozesses. Die gewonnenen Kristallblöcke werden gebrochen und auf die gewünschte Feinheit (Korngröße) gemahlen.Auf Grund seiner harten, scharfkantigen Kristallstruktur eignet sich SiC besonders zum Bearbeiten von festen und zähen Werkstoffen wie Guss, Stein, Keramik, Titan, aber auch für Lacke, Kunststoffe und Gummi.
Aluminiumoxid, Elektrokorund (Al2O3)
Aus Tonerde wird zunächst Bauxit gewonnen, welches Aluminiumoxid in relativ reiner Form enthält. Durch Kalzieren und anschließenden Schmelzvorgang unter Beimengung von Koks und Eisenspänen im elektrischen Lichtbogenofen erhält man nach dem Erkalten der Schmelze im oberen Schichtbereich ziemlich reines Aluminiumoxid. Je nach Aluminiumoxidgehalt unterscheidet man weißen bis rosafarbenen Edelkorund (ca. 99 % Al2O3), braunen Normalkorund (ca. 94 bis 97 %
Al2O3)und schwarzen Korund (ca. 70 bis 85 % Al2O3). Durch Brechen und Mahlen wird die gewünschte Korngröße erzielt. Aluminiumoxid ist sehr hart und zäh. Es eignet sich besonders zur Bearbeitung langspanender Werkstoffe wie Holz und Metall.
Zirkonkorund
Durch Schmelzen eines Gemisches aus Zirkondioxid und Aluminiumoxid entsteht bei einer Temperatur von ca. 1900 °C eine mikrokristalline Struktur, welche beim Brechen, das heißt auch bei der Abnützung im praktischen Schleifbetrieb, immer wieder neue und scharfe Bruchkanten freisetzt (selbstschärfender Effekt).
Deshalb eignet sich Zirkonkorund besonders gut zum Bearbeiten von zähen Werkstoffen wie beispielsweise rost- und säurebeständigen Stählen (" Edelstahl").
Unterlagen
Die für Schleifmittel verwendeten Unterlagen zeichnen sich durch unterschiedliche Eigenschaften wie Elastizität, Flexibilität und Festigkeit aus.
Papiere
Es werden Papiere mit besonders festen, zähen Fasern unterschiedlicher Gewichte und Stärken verwendet. Für Nassschliff werden Papiere mit einer besonderen, wasserfesten Imprägnierung verwendet.
Papierunterlagen stellen die gebräuchlichsten Unterlagen dar, da sie in den meisten Anwendungsfällen den gestellten Anforderungen genügen.
Gewebe
Unterlagen, an die hohe Anforderungen im Bezug auf Festigkeit und Stabilität gestellt werden, bestehen aus technischen Geweben, deren Basis Baumwolle, Synthesefaser oder Mischgewebe sind. In besonderen Fällen können Papierbeimengungen die Eigenschaften beeinflussen.
Gewebeunterlagen sind in der Herstellung kostenaufwendiger. Sie werden deshalb nur dann eingesetzt, wenn eine hohe mechanische Beanspruchung der Unterlage vorliegt. Typischer Einsatz ist bei Bandschleifern.
Vulkanfiber
Einsatz als stabilisierender Werkstoff, meist zusammen mit speziellen Papieren bei Schleifmitteln hoher Beanspruchung. Typischer Einsatzfall als "Fiberschleifblätter" zusammen mit stützendem Gummiteller bei Winkelschleifern.
Bindemittel
Die Leistungsfähigkeit der Schleifmittel wird in hohem Maße durch die Haftung des Schleifkornes auf der Unterlage bestimmt. Die Bindung muss die Schleifkörner fest auf der Unterlage halten und gleichzeitig flexibel sein.
Naturleimbindung
Naturleime werden in geringem Maße für die Bindung eingesetzt, wenn die Anforderungen nicht besonders hoch sind, beispielsweise für einfache "Sandpapiere" und Handbearbeitung.
Mischbindung
Hier wird als Grundbindung Naturleim, als Deckbindung jedoch Kunstharz eingesetzt.
Kunstharzbindung
Grundbindung sowie eine oder mehrere Deckbindungen bestehen aus Kunstharzen, was eine besonders feste Verbindung des Schleifkornes mit der Unterlage ergibt. Durch Verwendung verschiedener Harztypen, auch in den einzelnen Schichten, kann man sowohl sehr harte als auch sehr flexible Verbindungen bekommen. Anwendung hauptsächlich bei maschinenangetriebenen Schleifmitteln.
Zusätze
Geeignete Zusätze können Schleifmittel in ihren Eigenschaften erheblich verbessern. Ein typisches Beispiel hierfür ist die Wirkstoffbeschichtung.
Wirkstoffbeschichtung
Die Wirkstoffbeschichtung wird auf Schleifmitteln mit Kunststoffbindung eingesetzt. Dabei wird die Schleifoberfläche mit Calciumstearat überzogen. Dieses wachsähnliche Deckmaterial erschwert die Ablagerung von Staub, insbesondere von Farb- und Lackpartikeln an der Schleifmitteloberfläche. Dadurch wird ein vorzeitiges Zusetzen des Schleifmittels verhindert und somit die Standzeit erheblich, teilweise um das Vierfache, verlängert.